Um bestimmte positive Wirkungen der Amphetamine beizubehalten, hat man versucht, ein Präparat zu entwickeln, das weniger Risiken aufweist.
So sind die Dexfenfluramine entstanden, bei denen die anregende Wirkung auf die Psyche nicht mehr vorhanden ist. Tierversuchen zufolge verursachen sie auch keine Abhängigkeit mehr.
Sie beeinflussen den Serotoninstoffwechsel – eine Substanz, die in die Appetitregulierung eingreift – und lassen ein Sättigungsgefühl entstehen. Bei denjenigen, die nach Süßem süchtig sind, hat sich die Einnahme von Dexfenfluraminen als wirksam erwiesen, doch trifft dies nur auf 15 % der Übergewichtigen zu. Deshalb wäre es falsch, daraus eine allgemein gültige Behandlung für alle Betroffenen zu machen.
Es wurde eine Versuchsreihe durchgeführt, bei der man eine Gruppe von mehr als achthundert übergewichtigen Frauen, von denen 86 %ein durchschnittliches Übergewicht von 40 %im Vergleich zu ihrem theoretischen Idealgewicht (mit einem durchschnittlichen BMI von 32) aufwiesen, für die Dauer von einem Jahr mit Dexfenfluraminen behandelte. Zur Gegenkontrolle bekam eine weitere Gruppe von Frauen Placebos4 verabreicht.
Gleichzeitig wurden die Betreffenden auf Diät gesetzt mit einer Zufuhr von weniger als 1 450 Kalorien am Tag, die ärztlich überwacht wurde. Es stellte sich heraus, dass das Dexfenfluramin-Präparat schlecht vertragen wurde. Fast 40 % der Frauen mussten die Behandlung aufgrund unerwünschter Nebenwirkungen abbrechen. Es kam zu Müdigkeit, Unterleibsbeschwerden, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Durchfall, trockenem Mund, Angstzuständen, Depressionen, Polyurie (krankhafte Vermehrung der Harnausscheidung), Schwindelanfällen, Schlaflosigkeit, Übelkeit und Erbrechen.
Zwischen der Gruppe, die mit Dexfenfluraminen behandelt wurde und der Gruppe, die Placebos erhielt, stellte man nach elf Monaten nur einen Gewichtsunterschied von ungefähr 2,7 Kilo fest.
Bei einer Stichprobe, die zwei Monate nach Beendigung der einjährigen Behandlung stattfand, stellte man fest, dass die Placebo-Gruppe monatlich ein Kilo zugenommen hatte und die Dexfenfluramin- Gruppe zwei Kilo!
4 Placebo: unwirksames Scheinmedikament
Die Ärzte, die die Versuchsreihe durchgeführt hatten, folgerten daraus, dass die Behandlung lebenslang erfolgen sollte, um die relativ schwache Wirksamkeit zu bewahren … (zur großen Freude der Hersteller).
Dieses Versuchsergebnis wirft einige Fragen auf:
Ist es wirklich notwendig und vor allem vernünftig, täglich zwei Dexfenfluramin-Tabletten über den Zeitraum von einem Jahr einzunehmen, um 2,7 Kilo mehr abzunehmen als mit dem Placebo? Rechtfertigt dieser geringe Erfolg die horrenden Kosten dieser Behandlung, die nicht von der Krankenkasse übernommen werden? Welche Wirkung hätte die alleinige Einnahme des Präparates erzielt?
Wie groß war letztendlich der Einfluss der kalorienreduzierten Diät und der auf die Psyche wirkenden Placebos?
Ist man bereit, bei einer Fortsetzung der einjährigen Behandlung das Risiko einer langsamen Gewichtszunahme und bei Unterbrechung der Dexfenfluramin-Einnahme das Risiko einer schnellen Gewichtszunahme auf sich zu nehmen?
Wenn im Übrigen von den 15 % übergewichtigen Frauen, die dafür in Frage kommen, mehr als ein Drittel die Behandlung vorzeitig abbrechen müssen, sind es letztendlich nur 10 %der Betroffenen, die einen Nutzen daraus ziehen, indem sie möglicherweise drei Kilo mehr abnehmen als bei einer herkömmlichen Behandlung.
Wenn man weiß, dass der Selbstkostenpreis dieser Behandlung sagenhafte 600 Francs (etwa 180 DM) pro Kilo Gewicht, das man verloren hat, beträgt, fragt man sich wirklich, ob sich die Mühe (oder das Risiko) tatsächlich lohnt. Das Resultat erscheint auf jeden Fall ziemlich mager (zumindest für die Betroffenen!).
Außerdem kann und darf sich die Behandlung einer Störung im Essverhalten nicht darauf beschränken, ein Präparat zu verordnen, ohne die notwendige Psychotherapie (oder Verhaltenstherapie) mit diese angeblich schlankmachende Eigenschaft. Entgegen dem, was man bisher geglaubt hatte, übt es nicht einmal eine positive Wirkung auf den Insulinstoffwechsel aus. Hinsichtlich der Bohnenschoten ist zu sagen, dass sie etwas aus der Mode gekommen sind, seit sie in den USA als Verursacher von Darmverschluss ausgemacht wurden.
Andere Pflanzen, die man als harmlos eingestuft hatte, entpuppten sich als giftig. Dies gilt zum Beispiel für Gamander, der seitdem nicht mehr verkauft werden darf.
Einige chinesische Pflanzen mit fettreduzierender Wirkung (je exotischer, desto besser) lösten schwere Hepatitis aus. Die einzigen Substanzen, die man allenfalls akzeptieren könnte, sind lösliche Ballaststoffe wie Glucomannan, die jedoch bei schwacher Dosierung überhaupt keine Wirkung zeigen.
Bei einer Dosis von 4 g am Tag wirken sie appetithemmend. Wenn man sie mit viel Flüssigkeit eine halbe Stunde vor dem Essen einnimmt (sie quellen im Baucht, entsteht ein vorzeitiges Sättigungsgefühl und die Freisetzung von Insulin wird gesenkt. Sie fördern jedoch auch die Entstehung von quälenden Blähungen.
Welches Mittel man auch einnimmt, es bringt einen unvermeidlich vom wahren Ziel einer dauerhaften Umstellung der Ernährungsgewohnheiten ab. Diese Änderung im Ernährungsverhalten ist jedoch die einzige Möglichkeit, sein Körpergewicht auf lange Sicht zu stabilisieren.