Vorsicht vor Kalorienreduzierten Diäten!
Auf den vorhergehenden Seiten haben wir gezeigt, wie in der Vergangenheit der Begriff des Gleichgewichtes zwischen der Energiezufuhr und dem Energieverbrauch beim menschlichen Körper entstanden ist, woraus sich dann die kalorienreduzierte Diätmethode entwickelt hat. Heute verfügen wir über genügend Abstand, um die Wirkungslosigkeit dieser Methode zu bestätigen.
Professor David Gärtner von der Universität Michigan ist, wie viele seiner Kollegen, der Ansicht, dass die Hauptursache für die Fettleibigkeit in den USA „die permanente Befolgung kalorienreduzierter Diäten“ ist. Es sind also die kalorienreduzierten Diäten, die zum Misserfolg führen. Selbst wenn dies jeder bestätigt, sollte man trotzdem den Beweis dafür erbringen, um völlig davon überzeugt zu sein.
Wer schon einmal eine kalorienreduzierte Diät gemacht hat, was vor allem auf Frauen zutrifft, weiß, dass man zunächst gewisse Erfolge erzielt, dann jedoch Schwierigkeiten hat, sein Gewicht zu halten. Häufig bringt man hinterher noch mehr auf die Waage als zuvor. Wenn man das Verhalten des Organismus genauer betrachtet, wird man verstehen, warum dies so ist.
Nehmen wir als Beispiel jemanden, der etwa 2 500 Kalorien am Tag zu sich nimmt und einige Pfunde zu viel wiegt. Wenn man nun entsprechend der kalorienreduzierten Diätmethode diese Zufuhr auf 2 000 Kalorien reduziert, entsteht ein Defizit von 500 Kalorien.
Der Organismus, der an die Zufuhr von 2 500 Kalorien gewöhnt war, gleicht die fehlenden 500 Kalorien über die Fettreserven aus, was zu einem entsprechenden Gewichtsverlust führt.
Nach einiger Zeit, die individuell verschieden sein kann, stellt man fest, dass keine Gewichtsabnahme mehr erfolgt, obwohl man die Diät nicht unterbrochen hat. Dies liegt daran, dass sich die Energie- zufuhr und der Energieverbrauch nach und nach angeglichen haben. Der Organismus hat sich an die geringere Zufuhr von 2 OOO Kalorien am Tag gewöhnt und reagiert mit einem Sparprogramm für seinen Stoffwechsel.
Wenn man sich nun entschließt, nach einer kurzen Pause die Diät fortzusetzen in der Hoffnung, dass sich der Gewichtsverlust wieder einstellt, wird die Enttäuschung noch größer sein. Anstatt weniger zu wiegen, nimmt man wieder an Gewicht zu.
Obwohl man weniger isst, nimmt man paradoxerweise wieder zu. Die Erklärung ist einfach. Der menschliche Organismus wird von einem Überlebensinstinkt angetrieben, der geweckt wird, sobald ein Defizit vorliegt. Da zuvor eine Reduzierung der Kalorienzufuhr stattgefunden hat, an die sich der Organismus durch einen geringeren Energieverbrauch angepasst hat, wird er nun durch den Überlebensinstinkt dazu veranlasst, seinen Energieverbrauch noch weiter zu senken. Es erfolgt zum Bei-spiel eine Reduzierung des Verbrauchs auf 1 700 Kalorien, damit wieder neue Reserven gebildet werden können.
Man darf nicht vergessen, dass die durch Hunger und Mangel erlittenen Entbehrungen von früher noch nicht so weit entfernt sind, und wenn die Erinnerung daran auch nur noch im Unterbewusstsein vorhanden ist, kann sie doch beim geringsten Anlass wieder lebendig werden.
Der menschliche Organismus wird von dem gleichen Überlebensinstinkt geleitet wie z.B. der Hund, der bei sehr großem Hunger seine Knochenvorräte vergräbt. Seltsamerweise wird der Instinkt, sich einen Vorrat einzulegen, beim Tier erst dann geweckt, wenn es hungrig ist.
Wenn im Organismus also ein Defizit vorliegt, d.h. wenn eine zu geringe Energiezufuhr erfolgt, ist die Abwehrreaktion aktiviert und jede Gelegenheit zur Bildung von Reserven wird ausgenutzt.
Wer regelmäßig kalorienreduzierte Diäten macht, weiß im Übrigen sehr genau, dass der geringste Fehltritt, zum Beispiel an einem Wochenende, ausreicht, um auf einen Schlag die zwei oder drei Kilo wieder zuzunehmen, die man nach wochenlanger Diät verloren hat.
Dies ist einer der Gründe, warum wir unseren Lesern raten, niemals eine Mahlzeit auszulassen, was dennoch von sehr vielen Leuten getan wird. Durch den erlittenen Nahrungsentzug wird der Organismus nämlich in Alarmbereitschaft versetzt, was ihn veranlasst, bei der nächsten Mahlzeit Reserven anzulegen.
Die Gewohnheit, seinem Hund nur einmal am Tag (offensichtlich aus praktischen Gründen) etwas zu fressen zu geben, ist genauso unsinnig und erklärt in der Mehrheit der Fälle das Übergewicht bei Haustieren.
Laborversuche an Tieren haben im Übrigen sehr genau gezeigt, dass bei einer gleichen täglichen Nahrungszufuhr die Tiere, die nur eine Mahlzeit am Tag erhielten, übergewichtig wurden und bei den Tieren, bei denen die Tagesration auf fünf oder sechs Mahlzeiten verteilt wurde, keine Gewichtszunahme zu verzeichnen war.
Wie bereits gezeigt wurde, kann es sein, dass Frauen länger mit ihrem Übergewicht zu kämpfen haben als Männer, was an der Beschaffenheit des weiblichen Körpers liegt. Auf diese Problematik wird im zweiten Teil des Buches näher eingegangen.
Dort wird erklärt, dass eine im Vergleich zu Männern größere Fettmasse bei Frauen darauf zurückzuführen ist, dass sie mehr Fettzellen (Adipozyten) haben.
Man weiß seit langem, dass bei fettleibigen Frauen (und Männern) das Volumen der Fettzellen zunimmt. Es kommt aber auch zu einer Vermehrung der Fettzellen, was die Besonderheit der Fettleibigkeit ausmacht.
Man kann zwar den Umfang der Fettzellen verringern, eine Reduzierung ihrer Anzahl ist jedoch nicht möglich.
Untersuchungen haben nun gezeigt, dass der weibliche Organismus vor allem dann neue Fettzellen produziert, wenn sein Überlebensinstinkt durch eine kalorienreduzierte Diät geweckt wird, was ein Zeichen dafür ist, dass ein Nahrungsdefizit vorliegt. Da der Organismus nun über ein größeres Potential an Fettzellen verfügt, ist er in der Lage, die verlorenen Pfunde umso schneller wieder zuzunehmen und das Gewicht noch zusätzlich zu erhöhen.
Die kalorienreduzierte Diät, die, wie bereits gezeigt wurde, eine Illusion und somit wirkungslos ist, birgt obendrein Gefahren in sich, da sie durch eine Erhöhung der Fettzellenmenge langfristig zu einer Festigung des Übergewichts führt.
Wenn man den Verlauf der Fettleibigkeit (mehr als fünfzehn oder zwanzig Kilo über dem Normalgewicht) genauer betrachtet, lässt sich in der Mehrheit der Fälle feststellen, dass das Übergewicht als Folge einer ständigen kalorienreduzierten Ernährungsweise über mehrere Jahre hinweg entstanden ist.
An dem nachfolgenden Beispiel sieht man sehr genau, wie aus einem stabilen Anfangsgewicht von neunzig Kilo bei einer Kalorienzufuhr von 3 000 Kalorien nach mehreren Jahren plötzlich einhundertzwanzig Kilo geworden sind, obwohl die tägliche Kalorienzufuhr nur noch 800 Kalorien beträgt.
Der Leidensweg eines Übergewichtigen
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Eine kalorienreduzierte Diät verläuft in drei Phasen:
1. Die Phase der Gewichtsabnahme;
2. Die Phase der Stabilisierung;
3. Die Phase der Gewichtszunahme.
Dazu ist festzuhalten, dass bei jeder neuen Diät eine immer geringere Gewichtsabnahme erzielt wird.
Zunächst wird das Ausgangsgewicht nahezu wieder erreicht, dann führt jede weitere Diät zu einer neuerlichen Gewichtszunahme.