An die Stelle der normalen Nahrung tritt die Einnahme von 55 bis /5 g Protein in Pulverform (zum Auflösen in Flüssigkeit) oder als vorgefertigte Flüssigkeit über den Zeitraum von zwanzig bis dreißig lagen. Diese Proteine liefern etwa 500 Kalorien pro Tag (manchmal weniger!).
Ergänzend kommen Vitamine und Mineralien hinzu sowie reichlich Flüssigkeit (mindestens zwei Liter am Tag).
Durch die Proteinzufuhr in Form dieser Getränke wird Muskelschwund vermieden und infolge der fehlenden Kohlenhydrate kommt es zu einer Senkung des Blutzuckerspiegels und der Insulinfreisetzung. Dadurch entstehen ketonische Verbindungen, die innerhalb von •18 Stunden appetithemmend wirken und den Betreffenden in einen leicht euphorischen Zustand versetzen.
Der Organismus ist nun gezwungen, Glukose über die Fettreserven zu produzieren, man spricht in einem solchen Fall von Glukoneogenese. Sobald die Fettreserven abnehmen – was einen Gewichtsverlust zur Folge hat – spricht man von Lipolyse.
Wo liegen die Fehler?
Wissenschaftliche Untersuchungen der einzelnen Körperbereiche haben gezeigt, dass es während der ersten neunzehn Tage doch zu Muskelschwund kommt und erst ab dem zwanzigsten Tag von einem Stillstand gesprochen werden kann.
Fast 25 % des Gewichtsverlustes sind auf die zurückgegangene Muskelmasse zurückzuführen. Allerdings ist beim Übergewicht auch eine erhöhte Muskelmasse vorhanden.
Der beträchtliche Salzverlust fördert im Übrigen die Wasserausscheidung, was sich auch auf das Gewicht auswirkt… Man muss jedoch darauf achten, dass es dabei nicht zu einem Blutdruckabfall kommt.
Diese Hypotonie (zu niedriger Blutdruck) ist auf die fehlenden Kohlenhydrate zurückzuführen, die einen Rückgang des Natrium- und Wasserhaushaltes hervorrufen.
Nach Beendigung der Diät ist es absolut notwendig, die Kohlenhydrate schrittweise wieder zuzuführen, denn wenn sie in großen Mengen aufgenommen werden, kommt es zu Ödembildungen aufgrund einer hohen Wasseransammlung.
Die Nebenwirkungen der VLCD sind zahlreich:
• Anstieg des Harnsäurespiegels: 10 bis 20 %;
• Hypotonie: 8 bis 10 %;• Haarausfall: 9 %;
• Verstopfung: 8 bis 10 °/o;
• Müdigkeit: 8 %;
• brüchige Fingernägel: 8 %;
• trockene Haut: 8 %;
• Kälteempfindlichkeit: 8 %;
• Muskelkrämpfe: 7 %;
• Menstruationsbeschwerden: 6 %;
• Depressionen: 5 %;
• Kopfschmerzen: 3 %.
Die Hyperurikämie (erhöhter Harnsäurespiegel) besteht ungefähr drei Wochen lang. Um die Risiken einzudämmen (Gichtanfälle oder Auftreten von Nierenkoliken durch die Bildung von Harnsteinen), ist es äußerst wichtig, viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen.
Verstopfung ist normal, da keine feste Nahrung zugeführt wird. Man kann sie dadurch bekämpfen, dass man mit Zitronensaft angemachten Salat zu sich nimmt.
Die größte Komplikation, die in Ausnahmefällen bei einer solchen Diät auftreten kann, ist der plötzliche Tod. In den USA hat man siebzehn Todesfälle registriert, die auf solche äußerst kalorienreduzierte Diäten zurückzuführen sind!
Es handelte sich dabei um Frauen, bei denen es ohne vorherige Anzeichen zu einem Vorhofflimmern und einem plötzlichen Herzstillsland kam. In dreizehn Fällen waren die zugeführten Proteine von schlechter Qualität. Sie enthielten wenig Tryptophan und der notwendige Kaliumzusatz fehlte ganz.
Bei den letzten vier Fällen konnte keine plausible Erklärung gefunden werden, es sei denn, es lag an der Dauer der Behandlung von fünf bis sechs Monaten, obwohl der Zeitraum von vier Wochen nicht überschritten werden sollte.
Wenn man weiß, dass diese Präparate in den Apotheken frei verkäuflich sind, kann man nur entsetzt sein, denn sie dürften normalerweise nur denjenigen verordnet werden, deren BMI höher als dreißig 3 ist und deren Herz- und Nierenfunktion zuvor gründlich untersucht wurde. Vor jedem neuen Diätbeginn sollte ein Zeitraum von drei Monaten verstrichen sein.
Es ist also offensichtlich, dass diese Diäten nur unter ärztlicher Aufsicht mit einem zeitweiligen stationären Aufenthalt und einer genauen Überwachung der Herzfunktion erfolgen sollten.
Wer kann jedoch zusichern, dass die Betreffenden – berauscht durch die viel versprechenden Erfolge – nicht der Versuchung erliegen, die Behandlung länger als zwei Monate durchzuführen?
Frauen, die diese Diät nur über einen Zeitraum von acht bis zehn Tagen machen, müssen wissen, dass in der ersten Woche nur Muskelschwund und Wasserverlust eintreten. Es kommt zu keiner Verringerung der Fettmasse, weshalb diese Frauen auch nicht schlanker werden…!
Trotz großer Einschränkungen gibt es keine Garantie dafür, dass man überhaupt an Gewicht verliert, wie man an einer Untersuchung von Van Goal sehen kann, die er an vierhundert Personen vorgenommen hat. Die Erfolgsquoten betrugen lediglich:
– 38 % bei einer Dauer von sechs Monaten;
– 31 % bei einer Dauer von einem Jahr;
– 14 % bei einer Dauer von zwei Jahren.
Eine Untersuchung, die kürzlich von der Universität Pennsylvania veröffentlicht wurde, wies sogar eine Erfolgsquote von nur 2% bei einer Dauer von fünf Jahren auf.
Professor Apfelbaum, der mehr als fünfundzwanzig Jahre ein überzeugter Verfechter dieser Eiweißdiät war, besaß den Mut, auf dem „Internationalen Kongress über das Phänomen der Fettleibigkeit“ in Antwerpen im September 1993 die Wirkungslosigkeit dieser Diät einzugestehen, indem er seine Rede mit den Worten beendete, dass, „langfristig gesehen, alle Betroffenen die verlorenen Pfunde wieder zugenommen haben“.
Das Schlimmste ist, dass diese Behandlungen trotz ihrer Risiken (wenn sie ohne ärztliche Überwachung durchgeführt werden) weitverbreitet sind, da sie für die Hersteller und die Apotheken ein einträgliches Geschäft darstellen. Bei einem Direktverkauf nach Verordnung durch den Arzt erhält dieser zusätzlich eine bestimmte Umsatzbeteiligung, womit klar sein dürfte, dass nicht gerade wenig daran verdient wird!
Eine solche Abmagerungsmethode hat vor allem zum Nachteil, dass sie bei den Betreffenden zu einer vierwöchigen, künstlichen Unterbrechung der normalen Ernährungsweise führt, was am wirklichen Problem vorbeigeht. Bei einem langfristigen Abmagerungsvorhaben, das die Mitarbeit des Patienten und die Einbeziehung einer Diätmethode erfordert, die auf einer Umstellung der Ernährungsgewohnheiten beruht, macht eine derartige Diät wenig Sinn.
Einzig und allein durch Einkäufe im Lebensmittelgeschäft, auf dem Markt oder im Supermarkt, aber auf keinen Fall in der Apotheke, lässt sich eine sinnvolle Ernährungsmethode anwenden, die zu einem Gewichtsverlust führt.